Wann hast du das letzte Mal einen Film gesehen, der dich berührt hat? An den du Tage später noch gedacht hast und von dem du vielleicht am liebsten jedem erzählt hättest? Eine Geschichte, die dich nicht losgelassen hat, die dich traurig aber vielleicht auch hoffnungsfroh gestimmt hat. Oder vielleicht auch einfach nur verstanden, nicht alleine. Eine Geschichte die es auch anderswo, in anderen Köpfen und in anderen Biografien gibt.
Es gibt sie, diese Filme die uns mehr als reine Unterhaltung und Zeitvertreib bieten. Es gibt sogar eigene Methoden, um dieses Potential positiv für sich zu nutzen und therapeutisch damit zu arbeiten. Das dahinter stehende Konzept ist unter dem Begriff der Film Therapie (englisch: cinema therapy) bekannt. Diese bedient sich der breiten Vielfalt der zum Einsatz kommenden Medienkanäle: der Musik, dem Inhalt der Geschichte, dem Aufbau der Handlung, der bildhaften Gestaltung, dem Einsatz von bestimmten Personen, Gesichtern, Kulturen und Lebensentwürfen bis hin zu dem, was gesagt wird und dem, was zwischen den Zeilen steht.
Die bewusste Auseinandersetzung und der aktive Einsatz von Filmen kann im Sinne der Filmtherapie unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen:
- provokativ: Auseinandersetzung mit dem Thema, wieso ein bestimmter Film oder eine bestimmte Geschichte mich so sehr berührt hat. Was steckt dahinter? Gibt es Parallelen zu meinem eigenen Leben? zu meinen Wünschen und Träumen? Vielleicht auch zu meinen Ängsten und Sorgen?
- beschreibend/ edukativ: Auseinandersetzung mit bestimmten Filmen, um gewisse Themen besser zu verstehen und Klarheit zu bekommen. Darunter fallen sowohl Filme, von denen man lernen kann was funktionieren könnte als auch Filme, von denen man lernen kann was eher nicht hilfreich ist. Es kann spannend sein zu sehen wie sich Personen in vielleicht ähnlichen Lebenslagen verhalten und was davon man für sich selbst mitnehmen kann.
- emotional: Filme könnten auch bewusst dazu verwendet werden, bestimmte Emotionen herbei zu führen. So kann es wohltuend sein, endlich einmal wieder herzhaft zu lachen und zum eigenen Humor zurück zu finden. Andererseits kann es ebenso wohltuend sein, sich einen traurigen Film anzusehen und angestaute Emotionen wie Trauer und Enttäuschung, ein Ventil zu ermöglichen und wieder Zugang zu den eigenen Emotionen zu finden.
Vor allem bei der letztgenannten Form der Auseinandersetzung empfiehlt sich jedoch eine (psycho)therapeutische Begleitung zur Vorbereitung und Nachbesprechung der aufkommenden Themen und Gefühle. Insbesondere bei bereits länger anhaltenden psychischen Belastungen und/oder in instabilen Phasen sollte die Möglichkeit einer solchen Unterstützung genützt werden.
Wir finden das Konzept der Film Therapie jedenfalls sehr spannend und freuen uns schon darauf euch in weiteren Beiträgen über unsere Empfehlungen und Film-Tipps zu berichten.
Petra Zöchling, Arbeitsassistenz, Institut zur beruflichen Integration
