Nachmachen erwünscht…

Progressive Muskelentspannung nach Jacobson

...ein gelungener Selbstversuch

Eine Arbeitsassistentin macht Progressive Muskelentspannung nach Jacobson

Heute ist der 30.3.2020 und es beginnt die dritte Woche im Homeoffice. Das bedeutet, wir, die Arbeitsassitent*innen arbeiten schon seit mehr als zwei Wochen von zu Hause aus. Das ist neu für uns und sicher auch für Sie, liebe Klient*innen.  Mit Ihnen haben wir seitdem telefonisch oder per Email Kontakt. Das hat unsere Arbeit sehr verändert. Wir sehen Sie nicht mehr in unseren Beratungszimmern, sondern haben notgedrungen einen distanzierteren Kontakt.

Die neuen Arbeitsumstände, die ganze Situation rund um das Corona-Virus, die Nachrichtenmeldungen, die Isolation und die physische Trennung von unseren Familien und Freunden und noch vieles mehr – das alles ist nicht einfach.

Also habe ich mich entschlossen die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson zu auszuprobieren. Was ist das? Es geht bei dieser Methode um das Anspannen und Entspannen der Muskulatur, und zwar progressiv. Schritt für Schritt wird die gesamte Muskulatur entspannt. Mal sehen, wie das bei mir funktioniert.

Ich beginne mit den Vorbereitungen. Ich ziehe meine gemütliche Trainingshose an. Die blaue mit den weißen Streifen. Aber das mit der Trainingshose ist nichts Neues. Seit mehr als zwei Wochen ziehe ich ja nichts anderes an, als eine Trainings- oder Jogginghose. Auch wenn ich eine Gymnastikmatte habe, lege ich mich auf mein Bett. Das geht auch, finde ich. Und es erscheint mir gemütlicher, als auf einer Matte auf dem Boden zu liegen. Außer es ist ein Wasserbett. Aber vielleicht funktioniert es auch da. Obwohl ich das bezweifle.

Ich habe mir die Video-Anleitung für die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson vorbereitet.

Bevor ich beginne, schließe ich die Tür und klebe ein selbstbeschriebenes Papier mit „Bitte nicht stören“ an die Tür.  Ich habe es mit Tixo an die Tür geklebt und hoffe, meine Mitbewohner halten sich daran. Weil, für diese Übung brauche ich wirklich Ruhe. Ich fange an. Ich konzentriere mich auf meine rechte Hand (ich bin Rechtshänderin) und mache mit ihr eine Faust. Das ist eine neue Erfahrung. Noch nie habe ich mich auf meine rechte Hand konzentriert. Auf die linke übrigens auch nicht. Das ist gar nicht so einfach. So viele Gedanken kreisen gerade durch meinen Kopf. Ich atme tief durch. Versuche alle Gedanken aus meinem Kopf zu verscheuchen und nur noch mit mir selbst zu sein. Die Pressekonferenz der Regierung will bei aller Bemühung trotzdem nicht aus meinem Kopf. Statt der erhofften Lockerungen werden weißere Maßnahmen verkündet. Ich atme tief durch und konzentriere mich auf meine Faust. Geht doch. Der Kanzler, sein Vize und der Innenminister verschwimmen langsam und sind nur noch schemenhaft in meinen Gedanken. Ihre Stimmen sind zwar leiser geworden, aber ich höre sie immer noch. Aber ich höre auch die Anleitung. Jetzt muss ich die Spannung der Muskeln ein paar Sekunden halten und dabei ruhig atmen. Was wohl meine Eltern jetzt machen. Jeden Tag telefoniere ich mit ihnen und mahne sie, auch wirklich zu Hause zu bleiben. Wann ich sie wohl wiedersehen werde? Sie sind ja beide schon über 80 Jahre alt. Ich bin sehr aufgeregt. Deswegen gelingt das ruhige Atmen nicht so ganz. Ich mache weiter, höre der Anleitung zu und befolge alles so gut es geht. Die Stimme des Bundeskanzlers dringt immer noch zu mir. Es klingt, als ob er weit weg wäre. Ich winke ihm zum Abschied zu. Seinem Vize ebenfalls und dem Innenminister auch. Jetzt bin ich wieder bei mir und meinem Körper. Eine Muskelgruppe nach der anderen wird angespannt und entspannt. Ich weiß, dass es meinen Eltern gut geht. Ich spüre, dass ich regelmäßig und entspannt atme und überhaupt ruhiger werde. Das entlockt mir ein Lächeln, so ein gutes Gefühl ist das.

Nachdem ich mit der angenehmen Stimme aus der Video-Anleitung die Übung beendet habe, denke ich mir, warum nicht noch einmal beginnen. Heute Abend. Ohne die Gesichter und Stimme aus der Pressekonferenz. Ohne die Gedanken an meine Eltern. Ohne Gedanken an die Zukunft. Einfach nur mit mir selbst.

Vlatka Frketić, Arbeitsassistentin beim ibi Stockerau

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