Angesichts des Wandels der Erwerbsgesellschaft mit ihrer strukturellen Unterbeschäftigung und veränderten Berufsbildern stellt sich für chronisch psychisch kranke Menschen unter anderem das Problem gestiegener beruflicher Anforderungen aufgrund des Standards der hochgradig arbeitsteilig organisierten und lohnabhängigen Erwerbsarbeit als Existenzsicherung.
Im Kontext dieser Entwicklung verändern sich Funktion und Verständnis von ,,Arbeit“ in mehrfacher Hinsicht. In einem langen fast zweihundert Jahre umfassenden Prozess wandert Arbeit aus dem engen sozialräumlichen Bezug als familiärer Produktions- und Reproduktionsgemeinschaft zunächst in Manufakturen, später in Fabriken und Büros aus.
Während sich in den frühen 90-ern das sozialstaatliche System noch an Normalarbeitsverhältnissen orientierte, haben sich Erwerbsarbeitsmarkt und Arbeitsbiographien im 21. Jahrhundert massiv gewandelt.
Dies hat wesentliche Einschnitte zur Folge: ,,Arbeit“ wird nun zur Erwerbsarbeit; Reproduktionsarbeit (Eigenarbeit, Erziehung, usw.) werden sozialräumlich, aber auch inhaltlich voneinander getrennt. Das quantitative und qualitative Angebot von Arbeitskraft trifft auf eine weitgehend anonymisierte konjunkturell und strukturell bestimmte Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt.
Dies hat zur Folge, dass individuelle Existenzsicherung zum Risiko des Einzelnen wird.
Zugleich kann der individuelle ,,Marktwert“ durch erworbene Qualifikation, Eigenaktivität, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gesteigert werden, zugleich wird er durch Krankheit, Behinderung, schlechte Bildungsvoraussetzungen, mangelnde soziale Unterstützung in familiären und anderen selbst geschaffenen sozialen Netzwerken, usw. bedroht.
Die Anforderungen der Arbeitswelt hinsichtlich physischer und mentaler Leistungsfähigkeit nehmen immer mehr zu. Effizienz und Rentabilität werden heute stärker gewichtet als noch vor wenigen Jahren. Die Intensivierung und Beschleunigung der Arbeitswelt erfordert enormen Einsatz, Flexibilität und Stressresistenz.
Ein Gedanke zu „Arbeit im Wandel“