Ein Klient hat mich vor Kurzem im Rahmen einer Rückmeldung zur Begleitung durch die Arbeitsassistenz zum Nachdenken gebracht. Er schrieb: „Ich will mich bei Ihnen bedanken, dass Sie mich ab der Zeit, in der ich arbeitslos war, bis zu dem Tag, an dem ich eingestellt worden bin, nie aufgegeben haben und mir durch jede von Ihren Hilfestellungen den Wunsch ermöglicht haben, einen großen Grad an Selbstständigkeit zu erlangen.“ Berührt hat mich das Erleben etwas sehr Bedeutsamen, das für Menschen, die das Glück haben, ohne (psychische) Erkrankung leben zu können, in seiner Tragweite schwer fassbar ist. Was vielen Menschen eine Selbstverständlichkeit ist, ist für psychisch Erkrankte ein Ziel, um das sie vielleicht ein Leben lang ringen müssen: ein angemessener Grad an persönlicher Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Arbeit ist in diesem Zusammenhang essenziell. Sie bedeutet neben finanzieller Absicherung auch einen psychischen Beitrag zum Selbsterleben, zum Identitätsgefühl und zum Selbstwert. Sie kann einen Ausgangspunkt für oft fehlende soziale Kontakte und das soziale Lernen darstellen und stellt den Kontakt mit der äußeren Lebenswelt und Realität, an der der Mensch sich selbst erfahren und lernen kann, her.
Wünschenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Gesellschaft und Politik weiterhin bestrebt sind, die Möglichkeit zur Teilnahme an der Arbeits- und Lebenswelt für alle Menschen als bedeutsam zu respektieren. Menschen mit psychischen Belastungen nicht aufzugeben impliziert auf einer gesellschaftspolitischen Ebene, Rahmenbedingungen für jene zu schaffen, die Arbeit und ein selbstständiges Leben nicht selbstverständlich erreichen können, sondern dafür Verständnis und Unterstützung brauchen.
Claudia Stoifl, Arbeitsassistenz, Institut zur beruflichen Integration Gänserndorf